Mittwoch, 3. Juni 2009

Klinik erstellt Gutachten - nicht

Was bei Sammelanhörungsterminen in psychiatrischen Kliniken passiert, war schon einmal Thema. Unlängst war ich wieder mal dort, nachdem die Klinik zum letzten Anhörungstermin mit einem bereits 2 Jahre alten Gutachten über meinen Mandanten erschienen war. Die Strafvollstreckungskammer nahm ins Protokoll auf, dass umgehend ein neues Prognosegutachten erstellt werden solle, das zum nächsten Termin Gegenstand der Erörterung sein sollte.

Am Tag vor der Anhörung brach in meinem Büro Hektik aus. Die Suche nach dem neuen Prognosegutachten begann, war ich mir doch sicher, dass einige Tage zuvor ein Gutachten der Klinik aus dem Fax gekommen war. Bei der Geschäftsstelle der Kammer war nachmittags niemand zu erreichen, also wurden die den Mandanten betreffenden Akten durchgesehen. Nichts. Das Gerichtspostfach wurde nachmittags nochmal geleert. Fehlanzeige. Ich ärgerte mich maßlos über die Schlamperei.

Am nächsten Morgen dann der Termin. Das Gutachten war nicht bei mir aufgetaucht und ich überlegte, ob mir die Kammer einen Unterbrechungsantrag zum Lesen des Gutachtens wohl übel nehmen würde. Und dann kam alles ganz anders. Nicht mein Büro und ich hatten das Gutachten verschlampt, nein, es gab auch diesmal keines. Die Klinik hatte keines erstellt, zumindest nicht in der Sache, die diesen Mandanten betraf. Das Gutachten aus dem Fax betraf einen anderen Mandanten.

Dass sich die Begeisterung der Strafvollstreckungskammer angesichts des neuerlichen "Nichtgutachtens" in äusserst engen Grenzen hielt, muss nicht betont werden. Bei mir hielten sich Erleichterung und Empörung die Waage.

Demnächst gehts weiter, dann hoffentlich mit einem aktuellen Gutachten.

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