Donnerstag, 23. Juli 2009

Lieber nicht

Eine neue Sache bahnte sich an. Der potentielle Mandant gab an, zu Unrecht wegen Schmerzensgeld in Anspruch genommen zu werden. 1000 Euro wolle der Gegner von ihm haben und er wolle jetzt erstmal einen Tipp, wie er sich verhalten solle. Auf die Klage habe er bereits Verteidigungsbereitschaft angezeigt und die Frist zur Klageerwiderung laufe in ein paar Tagen ab.

Er habe auch schon mal 16 (!) Seiten Erwiderung vorbereitet. Nein, die Akte brauchte ich mir nicht anzufordern, er wisse ja, was Sache sei und eigentlich wolle er auch nur deswegen anwaltlich vertreten sein, weil man mit Anwalt vor Gericht ernster genommen werde. Als ich behutsam versuche, ihm zu erklären, dass 16 Seiten Klageerwiderung sicher der Traum eines jeden Amtsrichters sind und man sich sicher auch kürzer fassen könne, erläutert er mir, das gehe nicht und im Grunde solle ja auch nicht ich nochmal 16 Seiten schreiben, sondern einfach seine 16 Seiten mit meinem Briefkopf versehen und dann wegschicken. Das sei ja sicher auch erheblich billiger als die gesetzlichen Gebühren. Dieser Vorschlag stösst bei mir auf Widerstand, was er gar nicht verstehen kann. Die gesetzlichen Gebühren belaufen sich übrigens auf rasante 230 Euro inkl. Mehrwertsteuer bei einer gefühlten Bearbeitungsdauer von 20 Stunden.

Langsam glaube ich, gerade Opfer eines Telefonscherzes zu werden, den man live im Radio mitverfolgen kann, weshalb ich einen Besprechungstermin vorschlage nach vorheriger angemessener Vorschusszahlung. Das wolle er dann lieber nicht, meint der Anrufer und ich atme auf. Noch bevor ich ihm empfehlen kann, einen Kollegen mit seinem Anliegen zu konsultieren, ist der Spuk auch schon vorbei und das Gespräch beendet.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

"Noch bevor ich ihm empfehlen kann, einen Kollegen mit seinem Anliegen zu konsultieren ..." - an welche persönlichen Feinde dachten Sie da? ;-)

Vollzugsteilnehmer hat gesagt…

Ich war's nicht, der Typ am Telefon... Obwohl ich durchaus auch zu ähnlich langen justisch anmutenden Schriftsätzen neige...

Kerstin Rueber-Unkelbach LL.M. hat gesagt…

@verteidiger: Haben wir nicht alle Kollegen, denen wir derartige Mandate von Herzen gönnen und die wir gerade deswegen so gerne weiterempfehlen? ;-)

Anonym hat gesagt…

@ Kerstin Rueber:

Tjaa, doooch ... ;-)