Donnerstag, 15. November 2012

Telephonophobie

Sachen gibt´s.

Nachdem mir eine Ladung für einen Termin in einer Strafsache beim Amtsgericht M. auf den Schreibtisch flatterte, die recht kurzfristig stattfinden sollte, rief ich bei der Geschäftsstelle an um mich mit der zuständigen Richterin verbinden zu lassen.

Dort sagte man mir, Frau Richterin telefoniere grundsätzlich nicht. Mit Niemandem. Keine Ausnahme. Auch dann nicht, wenn ein Verteidiger wegen eines bevorstehenden Termins anrufe. Und nein, auch dann nicht, wenn Schriftverkehr alles verzögere. Sie telefoniere nie, nicht, keinesfalls, never ever und no way. Kapiert? Kapiert! Machen wir uns eben die Akten ein wenig voller. Sowohl meine Reno wie auch die Geschäftsstelle der Richterin wollen beschäftigt sein.

Ich habe die Dame von der Geschäftsstelle gefragt, ob Frau Richterin an Telefonophobie leide. Auch das vermochte die Dame mir nicht zu sagen und nachfragen wollte sie nicht. Als ich ihr die Frage stellte, wusste ich noch nicht, ob es eine derartige Angststörung überhaupt gibt. Inzwischen bin ich schlauer. Es gibt sie. Schauen Sie mal hier:

http://phobien.ndesign.de/

und staunen Sie, wovor man sich sonst noch so fürchten kann.

7 Kommentare:

Axel W. Reitz hat gesagt…

Vielleicht leidet die gute Frau Richterin ja nicht (oder nicht bloß?) an einer simplen Telephonphobie, sondern an Acousticophobie, der Angst vor Geräuschen, oder Atychiphobie, der Angst, Fehler zu begehen?

Möglich wäre auch Cainophobie, die Angst vor Neuerung oder Decidophobie, die Angst, Entscheidungen zu treffen.

An Ergophobie, der Angst vor Arbeit, Hippopotomonstrosesquippedaliophobie, der Angst vor langen Wörtern oder gar Laliophobie, der Angst zu sprechen, sollte gar nicht erst gedacht werden!

Vielleicht, aber auch nur vielleicht, gilt für die werte Frau Richterin auch bloß der Ausspruch: Der Beamte wäscht seine Hände in Unzuständigkeit.

Denn böse Zungen behaupten ja schließlich hartnäckig, dass Beamte leider immer zweite Wahl sind. Was ja irgendwie logisch klingt, sonst würden sie ja auch A-amte heißen.

Eines hat uns allen die Geschichte von der mutmaßlichen Telephonphobie allerdings gelehrt: Nämlich dass das Telefon beinahe etwas Überirdisches an sich hat. Man kann damit theoretisch jederzeit jeden erreichen und trotzdem selber unerreichbar bleiben.

Viele Grüße,

- Axel Reitz -

Kerstin Rueber-Unkelbach LL.M. hat gesagt…

@AWR: Seitdem ich diese Frau Richterin kennengelernt habe, frage ich mich, ob es wohl eine Störung gibt, die eine Phobie vor weiblichen Verteidigern beschreibt. ;-)

slowiger hat gesagt…

Es gibt einen ganz simplen nachvollziehbaren Grund fürs Telefonvermeiden: fehlende Hörverständlichkeit der durchgelassenen Sprache. Ich selber habe im Alltag im persönlichen Gespräch nur wenig Probleme, sobald ich aber telefonieren soll, wirds schlimm. 9 von 10 Sätzen verstehe ich einfach nicht. Das liegt nichtmal an dummen Telefonorten (Öffentlichkeit, Ubahn, Wind) oder an falschem Telefonieren (zu weit weg halten, zu leise sprechen), sondern an heutigen digitalen Filtern, die ausgerechnet all das herausschneiden, was ich zum Verstehen benötige: Wortanfänge, Atmen etc.

Bevor ihr drüber lacht, denkt vielleicht erstmal über echte Probleme nach.

Axel W. Reitz hat gesagt…

@Kerstin Rueber

Da hab ich doch tatsächlich die Phobie vor lauter Ängsten nicht gesehen!

Die werte Frau Richterin leidet höchstwahrscheinlich unter einer Form der Dikephobie (siehe http://psylex.de/stoerung/angst/phobien/dikephobie.html). ;-)

Beste Grüße,

- Axel Reitz -

Richterversteher hat gesagt…

Vielleicht könnte mal auf Kommentar Nr. 3 reagiert werden.

Ansonsten könnte die Telephonophobie auch daher rühren, dass die gute Frau Richterin ein paarmal kräftig von Verteidigern am Telefon gelinkt worden ist und sie sich vorgenommen hat, dass ihr das nie mehr wieder passiert.

Vielleicht kann die Blogverfasserin mal die Anwaltszunft des Sprengels vor ihrem geistigen Auge Paroli laufen lassen und dann überlegen, wer von den Kollegen/innen hierzu in der Lage wäre.

Mein Tipp: Ihr fallen mindestens 5 Anwaltskollegen ein.

Kerstin Rueber-Unkelbach LL.M. hat gesagt…

@slowiger: Es mag durchaus sein, dass manche Personen Probleme mit dem Hörverstehen haben und es liegt mir fern, mich darüber lustig zu machen. Im vorliegenden Fall lag es anders, was ich vor Ort miterleben durfte als Frau Richterin einem geladenen Zeugen hinterhertelefonierte.
@Richterversteher: Mir fallen spontan nicht nur Kollegen ein, die hierzu - so sie es wollten - in der Lage wäre sondern auch andere Organe der Rechtspflege.

Strafakte.de hat gesagt…

Von so einem Richter habe ich schon einmal gelesen: http://www.lawblog.de/index.php/archives/2012/07/18/richter-j-telefoniert-nicht/

Das wird doch nicht derselbe gewesen sein?